Traumapädagogik meint das Führen und Begleiten des Kindes oder des Jugendlichen auf seinem Entwicklungsweg nach erheblichen seelischen Verletzungen.
Dieses Führen und Begleiten beinhaltet alle traumaassoziierten Folgen, Symptome und Verhaltensweisen.
Traumapädagogische Interventionen zielen darauf ab, Ressourcen aktivierend und Ich-stärkend zu wirken, also Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, ihr Selbst besser zu verstehen und ihre Selbstwirksamkeit zu erhöhen, d.h. aus eigenen Kräften die Kontrolle über das Leben und Verhalten zurückzugewinnen. Im Gegensatz zur Konfrontation und dem Durcharbeiten erlittener Traumata in der Therapie liegt der Arbeitsschwerpunkt der Traumapädagogik auf einer psychischen und sozialen Stabilisierung der Kinder und Jugendlichen und auf einer Meisterung der dysfunktionalen Folgeerscheinungen.
Dies beinhaltet die innere und äußere Stabilisierung des Kindes – einschließlich der Wiederherstellung von Kompetenzen zur Selbstregulation.
Traumatisierte Menschen unterliegen häufig einem Zwang der Sprachlosigkeit, der Ausblendung, des Vergessens und auch einem Zwang der Wiederholung anstelle eines „heilsamen“ Erinnerns. Traumatisierte Menschen sind es nicht gewohnt, Geschehenes in Worte zu fassen.
In der Arbeit mit traumatisierten Kindern bedeutet das, ihre evtl. schwierigen Verhaltensweisen im gesamten Kontext des Zusammenspiels von Familie, Institutionen, Gesellschaft und Kultur zu sehen. Die betroffenen Kinder haben einen guten Grund für ihre Annahmen, Reaktionen und Verhaltensweisen und sind nicht verantwortlich für das, was ihnen widerfahren ist. Im Gegenteil, sie haben in ihrem Leben schon viel geleistet.